Innenohr
Das Innenohr ist ein komplex gestalteter Hohlraum im Felsenbein und wird als knöchernes Labyrinth bezeichnet. Es enthält die Schnecke (Cochlea) in deren Windungen sich die Hörsinneszellen befinden und das Gleichgewichtsorgan. Die Sinneszellen, die die hohen Frequenzen abbilden, finden sich am nächsten zum Mittelohr. Deshalb sind bei einer akuten oder auch bei einer chronischen Lärmbelastung die hohen Töne diejenigen, die als erste schlechter wahrgenommen werden.
Die wichtigsten Erkrankungen in diesem Bereich sind der Hörsturz, Tinnitus und der Ausfall eines Gleichgewichtsorganes.
Hörsturz, Tinnitus und Gleichgewichtsausfall
Ein Hörsturz ist definiert als ein plötzliches, meist einseitiges Auftreten eines Hörverlustes unterschiedlichen Ausmaßes. Auslösende oder verursachende Faktoren lassen sich definitionsgemäß nicht feststellen. Das bedeutet, dass der akute Hörsturz ist eine Ausschlussdiagnose ist. Die Läsion liegt hierbei im Bereich des Innenohrs.
Diagnose: Zunächst müssen andere körperliche Ursachen für einen Hörverlust ausgeschlossen werden. Diese können im Bereich des äußeren Ohres, des Mittelohres aber auch im Bereich des sogenannten inneren Gehörganges liegen. Der innere Gehörgang ist ein knöcherner Kanal in dem der Hörnerv die Hörimpulse vom Innenohr zum Gehirn übermittelt. Der Hörnerv verläuft hier gemeinsam mit dem Gleichgewichtsnerv und dem Gesichtsnerv.
Ein meist hochfrequentes Ohrgeräusch (Tinnitus) kann Vorbote oder auch Folge eines Hörsturzes sein. Schwindel tritt in etwa 1/3 der Fälle gemeinsam mit der Hörminderung auf.
Die Therapieentscheidung ist auch wegen der unklaren Höhe der Spontanheilungsrate ( man geht von 70% - 80 % aus ) schwierig. Außerdem Fehlen aussagekräftige und valide Studien zur Wirksamkeit der äußerst vielfältigen Therapievorschläge. Die Vielzahl der Therapieempfehlungen beruht darauf, dass der eine auslösende Faktor für einen Hörsturz, wie auch für einen Tinnitus bis heute nicht gefunden ist. Als mögliche Ursachen werden Virusinfektionen, Durchblutungsstörungen und Störungen auf zellulärer Ebene des Innenohres diskutiert. Risikofaktoren, welche zu einem akuten Hörsturz führen können, sind Rauchen, ein erheblicher Stress sowie verschiedenste Begleiterkrankungen.
Somit spielt die Erfahrung des behandelnden Arztes eine große Rolle. In meiner über 20 Jahre währenden beruflichen Tätigkeit hat sich ein Bild des typischen Hörsturzpatienten und der typischen Hörsturz-Lebenssituation herausgebildet. Meist handelt es sich meines Erachtens um Menschen mit einem hohen Anspruch an die eigene Leistungsfähigkeit. Längere Zeit andauernde, belastende Faktoren führten im Vorfeld meist zu einer chronischen Überlastung.
Steht das geschädigte Innenohr als Hörsturzursache fest kann man entzündliche und immunologische Prozesse auf Innenohrebene als Ursache des Hörsturzes vermuten. Dann haben sich unterstützende intravenöse Gaben von Cortison, ggf. auch als intratympanale Injektion, ebenso wie das aufklärende Gespräch als sehr hilfreich erwiesen. Das gleiche gilt für den akuten Tinnitus und den akuten Ausfall des Gleichgewichtsorganes. Beim Gleichgewichtsausfall werden unterstützend Infusionen zur Beseitigung der sehr quälenden Übelkeit eingesetzt.
Eine Sonderform ist der sogenannte M. Meniere bei dem es immer wieder zum plötzlichen Auftreten von Drehschwindel kommt. Typischerweise liegen gleichzeitig eine Hörstörung und ein Tinnitus vor. Die Ursache der Erkrankung ist unklar. Vermutlich baut sich ein Überdruck der Flüssigkeiten im Labyrinth auf. Wenn dann zarte Membranen im Bereich der Cochlea reißen kommt es zum Anfall. Der akute Anfall wird behandelt mit Infusionen die die Übelkeit nehmen. Danach gilt es weitere Schwindelattacken zu vermeiden. Bereits die Durchführung einer Paracentese kann die Anfallshäufigkeit deutlich vermindern. Das insgesamt dreimalige Einbringen eines Antibiotikums namens Gentamycin in die Pauke kann den Schwindel dadurch beseitigen, dass es das Gleichgewichtsorgan auf dieser Seite ausschaltet. Als Komplikation kann die Cochlea in Mitleidenschaft gezogen werden weshalb diese Therapie nur dann gewählt werden sollte wenn das Hörvermögen bereits deutlich eingeschränkt ist. Auch Operationen sind möglich bei denen die Flüssigkeitsräume des Labyrinthes breiten Anschluss an das Liquorsystem des Gehirnes erhalten.
Siehe auch Paracentese/Paukendrainage, intratympanale Injektion